Wirtschaft
Online seit: 3.1.2022
Kommissionsfreies Handeln – wie Anbieter trotzdem Geld verdienen
Vor nicht allzu langer Zeit war es noch deutlich teurer an den Aktienmärkten zu handeln – Kosten von 10 € je Order waren nichts Ungewöhnliches.
In den letzten Jahren sind allerdings neue Player an den Markt gegangen. Sogenannte Neobroker bieten das Handeln an den Börsen zum Nulltarif an und bringen damit die Direkt- und Großbanken ordentlich in Bedrängnis. Doch wie schaffen es die Neobroker diese Preisunterschiede möglich zu machen und wie verdienen sie ihr Geld?
Wie vieles begann auch dieser Trend, des kostenlosen Tradings, in den USA, namentlich mit dem Neobroker Robinhood und wie üblich dauerte es nicht lange bis, bis das neue Geschäftsmodell auch den deutschen Raum erreichte.
Die Anbieter machen das Endprodukt für den Verbraucher deutlich günstiger und verdienen ihr Geld hauptsächlich durch Provisionen, die sie von ETF-Anbietern erhalten. In Kombination mit den deutlich geringeren Ausgaben im Vergleich zu den klassischen Filialbanken sind sie diesen einen guten Schritt voraus.
Wie verdienen die Broker ihr Geld?
Vergütungen für Transaktionen
Kleine Handelsplätze sind darauf angewiesen, dass ihnen Aufträge vermittelt werden. In etwa so wie bei einem Affiliatesystem zahlen die Handelsplätze hierbei eine Provision für jede Order, auch „Payment for order flow“ genannt. Wenn wir etwa das Beispiel Trade Republic nehmen, so ist in der Kundenvereinbarung vermerkt, dass Trade Republic eine Rückvergütung von 3 € pro Order erhält, in Ausnahmefällen kann diese bis zu 17,60 € betragen.
Spread
Die meisten Broker arbeiten mit einem sogenannten Market-Maker. Dieser besitzt einen direkten Börsenzugang und sorgt damit dafür, dass die Wertpapiere gut handelbar sind. Durch das Handeln über einen Market-Maker entsteht der sogenannte Spread. Wenn du ein Wertpapier verkaufen möchtest, verkaufen sie dieses an einen anderen Händler weiter oder, im Falle einer Kauforder, kaufen sie das Wertpapier bei einem anderen Händler und verkaufen es an dich weiter.
Wenn mit einem Market-Maker gehandelt wird, wird das Wertpapier im Vergleich zum Marktwert immer zu einem leicht höheren Kurs gekauft und zu einem leicht niedrigeren Kurs verkauft. Diese Differenz zum eigentlichen Preis nennt man den Spread. Einen Teil davon erhält der jeweilige Market-Maker, den anderen Teil erhält der Broker.
Bestandsvergütungen
Diese werden von Fondsanbietern an die Broker gezahlt. Um die Kosten des Tagesgeschäfts stemmen zu können, erhalten die Fondsanbieter eine geringe Verwaltungsgebühr des Anlegers. Diese wird von der täglichen Performance abgezogen, sodass der Investor sie nicht bemerkt und liegt meistens im Bereich von 0,01 – 1 % des investierten Vermögens pro Jahr.
Um den Broker dazu zu bewegen, den Kunden den Fonds anzubieten, ist es üblich, dass auch die Broker einen Teil dieser Verwaltungsgebühr als Bestandsvergütung zurückerhalten im Normalfall betrifft dies aktive Fonds – ETFs arbeiten üblicherweise nicht mit dieser Regelung.
Die drei angesprochenen Wege wie Neobroker Geld verdienen sind jedoch längst noch nicht alle. Den Anbietern steht eine ganze Palette an anderen Wegen und Möglichkeiten bereit, um Kapital zu erwirtschaften. Broker, die zu einer Direkt- oder Filialbank gehören etwa haben die Möglichkeit ihren Kunden auch herkömmliche Bankdienstleistungen anzubieten, wie zum Beispiel Raten- oder Wertpapierkredite
Fazit
Auf den ersten Blick scheinen Neobroker nicht besonders ansprechend zu sein. Ein hoher Spread, weniger angebotene Fonds und ein meist schlechterer Kundenservice sprechen zunächst einmal gegen die neu angebotenen Broker. Beispielsweise zeigen diese Broker Erfahrungen am Beispiel von eToro, wie sich das in der Praxis auf den Trader auswirkt.
Betrachtet man dazu jedoch die günstigen Konditionen der Neobroker und hier vornehmlich die Gebühren, so ändert sich das Bild oftmals. Zwar kann bei einem Neobroker vielleicht nicht immer zu den günstigsten Konditionen eingekauft werden, da deutlich weniger Handelsplätze verfügbar sind, die deutlich niedrigeren Kosten pro Order kompensieren dies jedoch wieder.
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