Gesellschaft
Online seit: 23.3.2020
Gewalt, Sucht & Einsamkeit: Computerspiele im Kampf gegen ihr Image
Computerspiele fördern Gewalt, tragen zur Vereinsamung bei und machen süchtig – so die Vorurteile. Wie ein Computerspiel-Hersteller das Ballerspiel-Image bei Politikern und Journalisten bekämpft hat.
Computer- und Videospiele sind fester Bestandteil der Unterhaltungskultur. Jeder vierte Deutsche spielt regelmäßig an der Konsole oder dem Computer; noch höher ist der Anteil bei den jüngeren Zielgruppen. Für interaktive Unterhaltung geben die Deutschen inzwischen mehr aus als für Kinokarten, den Kauf und den Verleih von DVDs und für Musik. Auf der anderen Seite stehen Computer- und Videospiele immer wieder in der öffentlichen Kritik. Die Spiele förderten Gewalt, trügen zur Vereinsamung von Kindern und Jugendlichen bei und machten süchtig, so die gängigen Vorurteile. Häufig werden die öffentlichen Debatten einseitig und unsachlich geführt, nur selten werden Computerspiele als wertvoller und bedeutender Teil der modernen Kultur angesehen.
Die Ausgangslage
Um die Diskussion in der Politik und den Medien zu versachlichen, positive Aspekte von interaktiver Unterhaltung in den Mittelpunkt zu stellen, das Image von Computer- und Videospielen zu verbessern und übermäßige Regulierung zu verhindern, hat Electronic Arts in den vergangenen Jahren verstärkt Öffentlichkeitsarbeit abseits von Produkt- und Geschäftszahlenkommunikation betrieben. Ziel ist und war es, das Unternehmen als verantwortungsvollen Akteur in der Gesellschaft zu positionieren und gleichzeitig als glaubwürdiger Sprecher der Industrie aufzutreten. Neben zahlreichen formellen wie informellen Gesprächen mit Politikern und Journalisten, Podiumsdiskussionen und klassischer Medienarbeit stand das EA Magazin (herausgegeben zwischen 2004 und 2008) als monatlich erscheinendes Medium im Mittelpunkt der Public Affairs-Arbeit.
Multimediale Kommunikations-Strategie
Doch hat sich die Art der Kommunikation, das Tempo in dem wir kommunizieren und die Kanäle über die wir uns tagtäglich informieren radikal verändert. Die so genannten Push-Medien der Vergangenheit verlieren nicht nur an Bedeutung, sondern sie sind schlichtweg zu langsam und bieten wenig Möglichkeit zur Interaktion und Stellungnahme. Zeitgenössische Kommunikation sieht da anders aus. Vor diesem Hintergrund wurde 2010 ein Blog für digitale Spielkultur ins Leben gerufen. Basierend auf dem EA Magazin, erhalten Entscheidungsträger in Politik und Medien hier fundierte Hintergrundinformationen und keine Unternehmensnachrichten oder Produktankündigungen. Flankiert wird der Blog von eigenen Social-Media-Kanälen (Facebook, Google+ und Twitter) und einem aufwändigen, redaktionellen Newsletter „Pixel & Politik“.
Neben Kontinuität, inhaltlicher Tiefe der Beiträge und der Reichweite der Kanäle, sind die sich auf dem Blog wiederfindenden Mediengattungen ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Texte, Audio- und Videobeiträge, Interviews, Gastbeiträge, Veranstaltungshinweise, Hintergrundbeiträge, Kommentare und Dokumentationen – ein bunter Blumenstrauß an Formaten macht den Blog zu dem was das ausgesprochene Ziel war: Eine gesunde Mischung aus Onlineenzyklopädie und Diskussionsforum. Somit trägt der EA Blog für digitale Spielkultur zur Versachlichung gesellschaftlicher Debatten bei. Binnen kürzester Zeit wurde der Blog als direkter Kommunikationskanal etabliert, der von der Zielgruppe angenommen und als vertrauenswürdige Quelle angesehen wird. Die Bereitschaft von Bundestagsabgeordneten, für den Blog Interviews zu geben und dort zitiert zu werden, bestätigt dies eindrucksvoll.
Moderne Öffentlichkeitsarbeit heißt, sich selbstbewusst neuen Herausforderungen zu stellen und Veränderungen offen gegenüber zu stehen. Denn die Art der Kommunikation hat sich im Wesentlichen nicht verändert. Sie ist vielmehr wieder zu dem geworden was sie im Ursprung einmal war: interaktiv, unmittelbar und vor allem inhaltlich relevant. Nur wer Interessantes und Abwechslungsreiches bietet, wird langfristig seine Zielgruppe halten. Onlinekanäle aufzubauen kann heute (fast) jeder, sie zielgerichtet zu nutzen, kontinuierlich anzupassen und mit spannenden Inhalten zu füttern, bedarf Zeit, kreativer Ideen und nachhaltiger Kommunikationsstrategien.
Über den Autor:
Martin Lorber – PR Director und Jugendschutzbeauftragter ist gelernter Journalist und PR-Fachmann. Seit 2004 arbeitet er für Electronic Arts. Als PR Director ist er verantwortlich für die strategische Unternehmenskommunikation, die politische Kommunikation und den Bereich Corporate Social Responsibility im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus ist er Jugendschutzbeauftragter. Er beschäftigt sich seit einigen Jahren vornehmlich mit kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Fragen rund um das Thema Computer- und Videospiele. E-Mail: mlorber@ea.com
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